Die sicherste Methode, es Kindern schwer zu machen, ist es ihnen leicht zu machen.

Volksweisheit

Auch wenn wir es uns wünschen, so ist die Welt nicht immer gut und schön und wir können unsere Kinder nicht vor allem beschützen. Wenn wir unsere Kinder in eine rosa Zuckerwattewolke packen und alles Negative von ihnen fernhalten, so wird der Aufprall in der Realität im späteren Leben umso härter.

Wir Eltern können es oft nur sehr schwer aushalten, unseren Kindern „Krisen“ zuzumuten, aber sie müssen auch schwierige Situationen und Probleme durchleben, um die Möglichkeit zu haben, daran zu wachsen und um ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Diese Erfahrungen werden zu Wissen, das für zukünftige Situationen wichtig ist und bilden das „Handwerkszeug“, welches sie benötigen, um selbstbewusst Problemen und Herausforderungen entgegentreten zu können.

Hilf mir, es selbst zu tun.

Maria Montessori

Kinder müssen lernen, Dinge selbst zu tun. Du kannst sie dabei unterstützen, aber nimm es ihnen nicht ab! Lass sich dein Kind selbst anziehen und stelle ihm hierfür genügend Zeit zur Verfügung, sonst wird es immer abhängig von jemandem sein, der es anzieht. Lass dein Kind zum Beispiel auch den Umgang mit dem Messer üben und unterstütze es bei Bedarf dabei.

Genauso wichtig wie die alltäglichen Dinge selbst zu meistern, ist es, dass wir unseren Kindern die Möglichkeit geben, Konflikte und Streitigkeiten mit anderen Kindern selbst auszutragen und wir nicht immer gleich eingreifen und schlichten. Nur so kann unser Kind lernen, selbst Konflikte zu lösen. Selbst das Fragen nach Hilfe muss gelernt sein und kann nicht erfolgen, wenn wir sofort herbeieilen, nur weil WIR der Meinung sind, dass unser Kind Hilfe benötigt. Unsere Kinder benötigen den Spielraum von uns, um ihre eigenen Grenzen kennenzulernen oder sich bei erfolgreicher Problembewältigung als kompetent zu erleben. Selbstverständlich lassen wir Eltern unsere Kinder in Notsituationen nicht allein, sondern sind wertschätzende Begleiter, die mit Verständnis und eventuell nötiger Unterstützung zur Seite stehen. Allerdings gibt es viele Situationen, in welchen wir einfach zu früh eingreifen, da wir unseren Kindern etwas ersparen möchten, was für uns als schwierig empfunden wird bzw. von uns nur schwer auszuhalten ist. Oftmals ist die Wahrnehmung unserer Kinder in der ein oder anderen Situation aber eine völlig andere!

Kinder müssen lernen, mit
Enttäuschungen umzugehen. Und Eltern müssen akzeptieren, dass ein Kind nicht immer glücklich sein kann.

Jesper Juul

Ein wichtiger Punkt in der Begleitung und Erziehung unserer Kinder ist es, Grenzen aufzuzeigen und auch rigoros „Nein“ zu sagen. Auch dies gehört zur Realität dazu! Und auch wenn ein „Nein“ oftmals mit traurigen oder enttäuschten Kinderaugen verbunden ist, so ist es wichtig, dass unsere Kinder lernen, mit einem „Nein“ umzugehen. Dazu kommt, dass, wenn Kinder nie ein „Nein“ hören, sie selbst auch nicht lernen, „Nein“ zu sagen.

Diese Grenzen schützen einerseits die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder, andererseits braucht es im Leben und in einer Gemeinschaft Regeln und Grenzen, damit das Zusammenleben einigermaßen funktioniert. Auch hier sind wir die prägendsten Vorbilder und wir leben unseren Kindern vor, wie wir unsere Grenzen setzen, uns somit schützen und für uns einstehen!

Was also macht unsere Kinder stark?

Es sind Erfahrungen, welche sowohl aus Erfolgen als auch aus Misserfolgen gemacht werden. Es sind das eigenständige Handeln und unser Vertrauen, welches wir unseren Kindern schenken, dass sie die Situationen meistern und uns rechtzeitig selbstständig um Hilfe bitten. Das Gefühl einer Situation nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern selbst etwas tun und bewirken zu können, stärkt das Selbstwirksamkeitsgefühl unserer Kinder enorm. Deshalb müssen wir unseren Kindern schwierige Dinge und Situationen zumuten, sonst ist eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung nicht möglich.

Und das ist das, was wir uns Eltern doch wünschen: dass sich die Persönlichkeit unserer Kinder entwickeln kann und sie zu selbstbewussten Persönlichkeiten heranwachsen, die zu ihrem eigenen Schutz „Nein“ sagen und Grenzen setzen können!

Ein Beitrag von:
Irina Sudheimer-Kahles und Pascale Kreuzer

MamiCare
Anne-Frank-Straße 3
64823 Groß-Umstadt