Das Seepferdchen macht noch keinen Schwimmer

Die große Frage ist, ab wann ist mein Kind ein Schwimmer? Eins steht fest: Ein zweiwöchiger Schwimmkurs fürs Seepferdchen reicht dafür nicht aus. Ein Kind ist laut der DLRG ein sicherer Schwimmer, wenn es sich 15 Minuten ohne Festhalten freischwimmend über Wasser halten kann. Außerdem müssen Bauch- und Rückenlage beherrscht werden und der Wechsel muss während des Schwimmens möglich sein. Darüber hinaus sollte ein Kind mehrere Sprünge ins Wasser beherrschen und ca. 2 Meter tief tauchen können. Erst dann gelten Kinder als „wassersicher“ und können unbeaufsichtigt schwimmen gehen.

Volle Aufmerksamkeit beim Kind

Das Allerwichtigste gleich zu Beginn: Wenn du dein Kind stets im Blick hast und in der Nähe bist, kann nichts passieren! Ertrinkende gehen leise, unauffällig und schnell unter. Laut schreiend und mit winkenden Armen ertrinken Menschen nur im Film. Im wahren Leben sind sie so mit Luftschnappen beschäftigt, dass keine Kraft zum Schreien übrigbleibt. Ist die Kraft erschöpft, was meist schon innerhalb einer Minute passiert ist, sinken sie wie ein Stein Richtung Grund. Daher ist es so wichtig, deine kleinen Kinder ohne Unterbrechung im Blick zu haben und schnell zu reagieren.

Verlass dich nicht leichtsinnig auf andere

Das Phänomen, dass oft niemand mehr ausschließlich auf die Kinder achtet, wenn mehrere Erwachsene anwesend sind, nennt man „Aufmerksamkeitsparadoxon“: Jeder denkt, einer wird schon schauen, aber am Ende schaut niemand so richtig. Deswegen: Verlass dich als Aufsichtsperson nicht leichtsinnig auf andere. Sprich dich mit anderen genau ab, wer wann mit seiner kompletten Aufmerksamkeit bei den Kindern ist. Und beachte die Anzahl: Ein Erwachsener bei drei Kindern ist schon gefährlich, denn sobald er einem Kind helfen muss, sind zwei Kinder allein.

Schon flaches Wasser absichern

Kinder haben im Vergleich zum Körper einen verhältnismäßig großen Kopf. Wenn sie sich am Beckenrand oder schon vor einer Schale hockend nach vorne oder hinten beugen, um etwas aus dem Wasser zu holen, fallen sie mit dem Gesicht voran hinein. Kinder haben nicht die instinktive Reaktion aufzustehen und sie schaffen es nicht, weil der Kopf so schwer ist, und bleiben einfach liegen. Das bedeutet für Teich, Regentonne und schon die kleinsten Wasserstellen in deinem Garten, wie z. B. Vogeltränken: außer Reichweite stellen, einzäunen, Deckel drauf oder beim Spielen dabei sein.

Schwimmflügel- und reifen bieten keine Sicherheit

Schwimmflügel halten die Arme über Wasser, aber der Kopf von kleinen Kindern kann nach vorne oder hinten fallen, und sie können sich nicht mehr selbst aufrichten. Gleiches gilt für den Schwimmreifen, hier stecken sie dann kopfüber unter Wasser fest. Beides sind nur „Schwimmhilfen“, sie machen sie nicht zu „Schwimmern“. Daher sollte ein Erwachsener immer in unmittelbarer Nähe sein. An Flüssen, Seen und am Meer weht immer eine leichte Brise, mit der die Kinder in den aufgeblasenen Schwimmhilfen leicht davongetrieben werden. Daher empfehle ich fürs Spielen am Wasser Rettungswesten mit zwischen den Beinen verlaufendem Steg und breitem Kragen. Und ganz wichtig: Im Boot oder Kanu sollten von den Kleinen und den großen Schwimmern immer Rettungswesten getragen werden.

Was tun, wenn es doch passiert?

Hole das Kind schnell aus dem Wasser und wickele es in eine Decke ein. Auch wenn das Kind nicht bewusstlos war und „nur ein bisschen Wasser geschluckt hat“ sollte es sofort ins Krankenhaus gefahren und dort vorsichtshalber untersucht werden. Auch nach 48 Stunden kann selbst wenig Wasser in den Lungen noch lebensgefährlich werden.

Erste-Hilfe-Kurs alle 2 Jahre neu

Ist das Kind bewusstlos, atmet aber normal, sollte es unverzüglich in die Seitenlage gebracht und die 112 verständigt werden. Atmet es nicht mehr, sind Wiederbelebungsmaßnahmen unerlässlich. Viele Menschen möchten helfen, aber die Verunsicherung ist groß, was wann getan werden sollte. Ein Erste-Hilfe-Schein ist lebenslang gültig – es ist jedoch ratsam, ihn regelmäßig alle zwei bis drei Jahre aufzufrischen. Dann bist du gewappnet für lebensrettende und gesundheitserhaltende Sofortmaßnahmen.

Sei stets wachsam, aber nicht ängstlich. Dann kannst du den Sommer und das schöne Wetter entspannt genießen.

Ein Beitrag von:
Josephine Hamalega

Notfallsanitäterin und Erste-Hilfe-Ausbilderin