Zeitpunkt individuell entscheiden
Der richtige Zeitpunkt ist von großer Bedeutung. Untersuchungen zeigen, dass zu früh eingeschulte Kinder im Schnitt nicht erfolgreicher sind als später eingeschulte Kinder. Ja, sie haben sogar ein höheres Risiko, irgendwann einmal sitzen zu bleiben. Zu spät eingeschulte Kinder können unterfordert sein und sich langweilen, was wiederum zu sozialen Problemen führen kann. Es ist wichtig, genau hinzuschauen und individuell zu entscheiden. Das Kind muss eben reif sein.
Körperliche Voraussetzungen
Ist das Kind schon ganz in seinem Körper angekommen? Fühlt es sich in ihm wohl und kommt es mit ihm zurecht. Ist es orientiert? Kann es rechts und links unterscheiden? Weiß es, wo sich sein rechtes Ohrläppchen und sein linker kleiner Zeh befindet? So einfach es hier auch klingt, so bedeutsam ist diese Orientierung im eigenen Körper, doch später auch für die Orientierung im Raum und auf dem Blatt Papier.
Ebenso spielt die Geschicklichkeit, die Koordination und der Gleichgewichtssinn eine große Rolle. Kann das Kind auf einem Bein hüpfen, kann es schon zwei gegenläufige Bewegungen koordinieren, wie zum Beispiel beim Seilhüpfen? All das knüpft Verbindungen im Gehirn, die das Lernen ermöglichen. Forschungen haben ergeben, dass Kinder, die sich viel bewegen und aktiv sind, leichter lernen und gleichzeitig ein gesundes Körpergefühl aufbauen und damit selbstsicher werden.
Emotionale Voraussetzungen
Auch die emotionale Stabilität des Kindes wird nun wichtig, denn in der Schule wird es allein auf neue und unbekannte Situationen treffen, die es herausfordern, kleine Frustrationen allein zu meistern, ohne auf dem Schoß der Erzieherin Trost zu finden.
Dies ist eine Umstellung fürs Kind und stellt an sie die Anforderung, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Gleichzeitig bieten diese neuen Situationen wichtige Entwicklungsanreize ans Kind und mobilisieren in ihm Kräfte, diese zu bewältigen.
Schulreife Kinder freuen sich auf die Schule. Sie freuen sich auf die Welt der Zahlen und Buchstaben. „Endlich kann ich ein Großer sein, einer von euch.“ Sie werden mutiger. Ihr Erlebnisradius vergrößert sich. Jetzt taucht schon mal der Wunsch auf, seinen nahegelegenen Freund zu besuchen oder gar bei ihm übernachten zu wollen.
Neue Fähigkeiten lernen
Ein Kindergartenkind lebt noch ganz im Spielerischen, ist aufgehoben in seiner Kindergartengruppe und der Bezug zum Erzieher kann noch sehr eng sein. Im Schulalltag braucht es neue Fähigkeiten. Das Kind sollte sich schon ein Stück weit selbst regulieren und führen können. Kann es auf seinem Platz sitzen bleiben und die Hand heben, wenn es etwas sagen will. Kann es seine Impulse schon zurückhalten und nicht gleich zur Lehrerin vorlaufen, wenn es etwas sagen möchte? Kann es von seinen eigenen Bedürfnissen absehen, wenn es gerade nicht passt? Kann es konzentriert die Aufmerksamkeit auf ein Thema oder auf den Lehrer richten? Kann es warten, bis es gefragt ist? Kann es etwas durchhalten? Das ist alles nicht so einfach, aber ihr könnt euer Kind schon zu Hause darauf vorbereiten.
Tipps zum Üben
Bedürfnisse zurückstellen
Ein Schulkind muss ein Stück weit gelernt haben, seine Bedürfnisse zurückzustellen. Dies könnt ihr im Vorfeld zu Hause schon üben. Wenn ihr zum Beispiel nicht gleich springt, um dem Kind seinen Wunsch zu erfüllen, sondern erst einmal in Ruhe eine Arbeit zu Ende bringt und dann reagiert. Mit solchen einfachen Maßnahmen lernt das Kind zu warten und die offene Situation innerlich auszuhalten. Das ist wie eine Muskulatur, die da trainiert wird, halt nur auf der seelischen Ebene.
Durchhalten
Zusätzlich macht es Sinn, dem Kind regelmäßige kleine Aufgaben zu übertragen, wie z. B. kleine Einkäufe zu erledigen, die Spülmaschine auszuräumen, leere Flaschen rauszutragen oder sich regelmäßig um ein Tier zu kümmern. So übt sich das Durchhalten von Aufgaben, auch wenn es mal keine Lust hat. Bei mehreren Kindern macht es Sinn einen Familienkalender anzulegen, in dem diese Aufgaben festgehalten sind und dann erledigt werden.