Baum schlagen als Event

Wer glaubt, der Knochenjob wäre nur etwas für muskelbepackte Männer, der irrt: „Da kommen Familien, Großeltern mit ihren Enkeln, junge Paare oder Freunde“, sagt Günter Mark, der in Breuberg eine Baumkultur betreibt. „Manche machen ein richtiges Event draus.“ Maria Simmermacher vom Hottenbacher Hof in Klein-Bieberau kann das bestätigen. Gemeinsam mit ihrer Familie serviert sie nach getaner Arbeit heiße Suppe, Würstchen und Kuchen an die hungrigen Baumfäller. Sägen werden übrigens vor Ort bereitgestellt. „Es kommt schon mal vor, dass Kunden mit großen Beilen oder Motorsägen anrücken“, erzählt Simmermacher. „Das ist schon gefährlich. Da ist es besser, wenn sie unsere Werkzeuge nutzen.“

Philipp Lutz vom Grünewalds Bauernhofcafé kennt das Weihnachtsbaumschlagen noch aus Kindertagen. Im letzten Jahr haben sie das erste Mal das Selbstschlagen in ihrer Kultur in Brombachtal angeboten: „Das machen wir dieses Jahr wieder, denn trotz verregnetem Wochenende kam bei den Familien Weihnachtsstimmung auf und vor allem für die Kinder war es ein tolles Erlebnis.“ berichtet Lutz.

Einen ganz speziellen Service bietet Helmut Keil auf seinem Hof in Bockenrod an. Wer möchte, kann sich seinen Wunschbaum dort schon beim sommerlichen Spaziergang im Sommer ausgucken, mit einem Namensetikett versehen und bis Weihnachten reservieren.

Tipp: So bleibt er frisch

Einen geschlagenen Baum vor dem Einsetzen nochmal 5 cm absägen, dann fällt dem Baum das Trinken leichter und er hält sich länger.

Aufgepasst beim Baumkauf

Von draus vom Walde komm‘ ich her: Ganze 30 Millionen Tannen, Fichten und Kiefern schmücken jedes Jahr die weihnachtlichen deutschen Wohnzimmer. Doch Christbaum ist nicht gleich Christbaum, und wer zum Kauf schreitet, sollte genau aufs Etikett schauen. Denn nach wie vor sind viele Bäume mit Pestiziden belastet oder mit künstlichen Düngemitteln behandelt, rund zehn Prozent werden aus anderen Ländern, vor allem Dänemark, importiert.

Tipp:

 Achte auf das FSC- oder Bio-Siegel. Ein PEFC-Label bietet hingegen keinen Schutz vor Chemie im Christbaum!

Aus der Region und Bio

Besonders nachhaltig ist es, einen Baum aus der Region zu wählen. So entfallen lange Transportwege. Die meisten regionalen Produzenten sind zwar nicht bio-zertifiziert, bieten aber dennoch unbehandelte Weihnachtsbäume an. So sind in Günter Marks Baumkultur, aber auch auf dem Hottenbacher Hof ausschließlich natürliche Unkrautvernichter im Einsatz – Shropshire-Schafe nämlich. Die gehören der einzigen Schafsrasse an, die unerwünschtes Grün vom Boden abgrasen, die Nadeln an den Bäumen aber dranlassen.

Andreas Löwer und seine Familie haben in allen Löwer-Gärtnereien bei den geschlagenen Bäumen komplett auf Bio umgestellt. „Sie stammen von unserem langjährigen Partner aus dem Spessart. Hier wird zwischen den Bäumen gemäht und Molke gegen die Schädlinge eingesetzt“, sagt Andreas Löwer.

Und was ist mit den vielen übrig gebliebenen Bäumen, die nicht verkauft werden? Damit haben die lokalen Anbieter kein Problem, denn die Wege aus der Kultur zur Verkaufsstelle sind kurz. „Wir ernten jedes Jahr stets nur die benötigte Menge und fahren regelmäßig in unsere Kulturen, um Nachschub zu holen.“ sagt Philipp Lutz vom Bauernhofcafé Grünewalds in Otzberg.

Ist das überhaupt öko?

Urwälder brennen, der Klimawandel wird immer deutlicher spürbar. Da stellt sich die Frage, ob es heutzutage überhaupt noch angebracht ist, einen Baum zu fällen, um ihn kurze Zeit später gleich wieder zu entsorgen.

Eine berechtigte Frage, die sich aber wie so vieles nicht nach einem einfachen Schwarz-Weiß-Schema beantworten lässt. „Auch ein Weihnachtsbaum ist nachhaltig, da er in seiner Lebenszeit CO2 umwandelt“, sagt Maria Simmermacher. Schätzungsweise 23 Kilogramm Kohlendioxid dürfte er in zehn Jahren Lebenszeit „verdaut“ haben, heißt es in einem BR-Bericht. Ein Effekt, der allerdings verpufft, wenn er bei den traditionellen Feuern nach dem Fest in Flammen aufgeht.

In der Wurzel liegt die Kraft

Ein Produkt, das mehrmals verwendet wird, ist besser als eines, das nur einmal verwendet wird. Das ist uns allen klar. Also, ist der Weihnachtsbaum im Topf die Lösung? Ganz so einfach ist das nicht – Auch bei den Bäumen im Topf gibt es große Qualitätsunterschiede. Für die Wasseraufnahme und Haltbarkeit ist jede Wurzel förderlich. Aber fürs Überleben ist die „Babypflege“ des Baumes entscheidend. Andreas Löwer erklärt es so: „Bei den getopften Modellen schafft es die Hauptwurzel meist nicht unbeschadet in den Topf. Wird der junge Baum hingegen schon auf dem Feld umstochen, können sich an der Hauptwurzel feine Haarwurzeln bilden. Dann kann er auch problemlos im Garten ausgepflanzt werden. Der Umzug vom 20-Grad-Wohnzimmer in die Winterkälte muss aber langsam und in mehreren Schritten erfolgen.“ Also: Wenn Baum im Topf – dann auf gut erhaltene Wurzeln achten und langsam an kalte Außentemperaturen gewöhnen!

Woher kommt die Weihnachtsbaum-Tradition?

Ihr Ursprung ist vermutlich heidnisch: Schon die Germanen hängten zur Wintersonnwende Tannenzweige an die Haustüren, um Böses abzuwenden. Mit dem Einzug des Christentums wurden Nadelbäume genutzt, um den Paradiesbaum zu verkörpern – im Winter waren eben nur sie grün.

Geschmückt wurde anfänglich mit roten Äpfeln. Später kamen Nüsse, Datteln und andere Süßigkeiten dazu, im 18. Jahrhundert Kerzen. Mundgeblasene Christbaumkugeln gibt es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

„Früher war mehr Lametta“ stellte der Opa in Loriots Sketch „Weihnachten bei Hoppensteds“ schon 1978 fest. Und es ist auch gut so, dass Glitzergirlanden inzwischen wieder out sind. Denn zum Teil ist darin bis heute giftiges Blei verarbeitet – dann, wenn „Stanniol“ auf der Verpackung steht. Auch in manch geerbter Christbaumkugel steckt Blei drin. Geht eine
zu Bruch, muss sie auf dem Wertstoffhof
entsorgt werden.

Dagegen gibt es unzählige natürliche Deko-Ideen, die du mit deinen Kindern
basteln kannst, zum Beispiel:

  • Monde und Herzen aus getrockneten Orangenschalen
  • Tannenbäume und Engel aus alten Gesangsbuch-Seiten
  • Salzteig-Anhänger. Der Teig kann mit Kakao oder Kurkuma gefärbt werden.

Tipp: Kugelige Geschenkidee

Handlettering ist in aller Munde bzw. Hände: Wenn Du bestehende Christbaumkugeln aufmöbeln möchtest, dann bemale Sie doch einfach. Anita Scheiner aus Klein-Umstadt hatte genau diese Idee. Sie bietet euch in ihrem Erlebnis-Atelier frau scheiner an, Kugeln professionell nach euren Wünschen zu verzieren – ein schönes individuelles Weihnachtsgeschenk für eure Liebsten oder eure Kunden!
www.frauscheiner.de