Wenn Kinder auf die Welt kommen, müssen sie zuallererst mal ihren eigenen Körper kennenlernen. Bei einer natürlichen Geburt wird der Körper auf extremste Art gestaucht und es entsteht das erste Mal ein deutlicher Eindruck von dessen Grenzen – ein Urtasterlebnis: „Hier bin ich zuhause, und da draußen fängt das andere an.“ Dadurch bildet sich eine erste Körperwahrnehmung fürs Kind, die Orientierung und Sicherheit gibt.

Augen-Hand-Koordination

Während der Blick des Babys am Anfang noch ganz verschwommen ist, sind Hände und Beine schon in Bewegung. Schon bald ist es möglich, den Blick zu richten und es findet eine erste wirkliche Begegnung statt. Auch gelingt es, Dinge gezielt zu greifen. Die Augen-Hand-Koordination bildet sich aus. Diese Koordinationsfähigkeit zwischen Sehen und Bewegung ist die Voraussetzung, um Schreiben zu lernen und andere praktische Tätigkeiten auszuführen, wie Dinge auszuschneiden oder einen Nagel einzuschlagen.
Je besser ich meine Bewegungen steuern kann, desto besser gelingt es mir auch, konzentriert bei der Sache zu sein, was schulisch gesehen von Vorteil ist.

Bewegung fördert Lesen und Schreiben

Weiter geht es mit der Bewegungsentwicklung. Das Kind lernt sich zu drehen, zu sitzen, zu krabbeln, zu stehen und schließlich zu gehen – eine Meisterleistung der Koordination und Bewegungsführung, die ihm vermittelt „ich kann etwas“. Aus dieser körperlichen Sicherheit wird der Samen für ein gesundes Selbstbewusstsein gelegt. Ein Kind, das gekrabbelt ist, hat ausgiebig die Überkreuzbewegung geübt. In dieser Bewegung müssen rechte und linke Gehirnhälften gleichzeitig aktiv sein, sodass das Zusammenspiel beider Gehirnhälften gefördert wird. Dies ist später wichtig für das Lesen und Schreiben lernen. Da sind Vorstellungskraft und Kreativität (rechte Gehirnhälfte) ebenso notwendig wie ein Abstraktionsvermögen und logisches Denken (linke Gehirnhälfte).

Orientierung im Raum fördert das Rechnen

Gleichzeitig erkundet sich das Kind selbst. Es weiß, wo sein rechter großer Zeh ist und wo sich das linke Ohrläppchen befindet. Es übt die Orientierung in seinem Körper und im Raum. Durch die Bewegung im Raum sammeln Kinder Erfahrungen, die ihnen später das räumliche Vorstellungsvermögen erleichtern, z. B. bei Rechenoperationen. Woher wissen wir, dass die Zahl 23 größer ist als die Zahl 7? Das hat etwas mit der Erfahrung von Abständen und Entfernungen im Raum zu tun und mit der Orientierung im eigenen Körper.

Hilfe für Schulkinder

Wenn Schulkinder später Lernprobleme bekommen und diese nicht über ein verstärktes Üben oder durch Nachhilfe verbesseren können, sollte man an den Grundvoraussetzungen arbeiten: die Augen-Hand-Koordination, die Konzentration in der Bewegung und die Orientierung im Raum. Eine Unterstützung ist durch viele Therapien möglich, z. B. die Rota-Therapie und die Cranio-Sakral-Therapie.

Spieltipps:

Kinder, die in ihrer Bewegung „unrund“ laufen, die insgesamt sehr unruhig, zappelig und unkoordiniert sind, die über ihre eigenen Füße stolpern und oft schlecht gelaunt sind, könnten in ihrem Körper schlecht verankert sein. Wenn Sie das bei Ihrem Kind bemerken, gibt es Möglichkeiten, dies über Massagen und kleine Spiele anzuregen, z. B. mit dem „Pizzabacken auf dem Rücken des Kindes“ (siehe Youtube) oder das „Kinder übereinander stapeln“ – ein tolles Spiel für den Kindergeburtstag!

Buchtipps zum Thema

Ich spüre mich

30 Bildkarten zur Körperwahrnehmung. Übungen und Spiele für Kinder

Rita Diepmann, Margret Schmittgen

Don Bosco Verlag

3 bis 8 Jahre

19

Hier gibt es Kindersport-Ideen zu Bewegung, Spüren mit allen Sinnen, Entspannung oder Körperkoordination und Gleichgewicht. Dank der passenden Illustrationen auf der Vorderseite der Anleitungskarte können auch kleine Kinder schnell ihre Lieblingsübung finden!

Kleine Raupe, kribbel mich!

Massagegeschichten und Spiele zur Körperwahrnehmung

Heike Jung

Verlag an der Ruhr

4 bis 8 Jahre

18,99

Einfühlsame Körperkontaktspiele helfen den Kindern, sich einander anzunähern und zu vertrauen. Interaktive Massagegeschichten lassen die Kinder ihren Körper bewusst spüren. Ruhige Berührungsgeschichten sorgen für einen entspannenden Ausklang. Durch das gegenseitige Berühren und Massieren fühlen sich Kinder nicht nur in andere, sondern auch in sich selbst hinein – für gesundes Selbstvertrauen und eine starke Persönlichkeit.

Ein Beitrag von:
Katrin Schindler-Weimer

Gesundheits- und Entwicklungsunterstützung
Fahrstr. 81
64832 Babenhausen