Geburt
16. Dezember 1944 in Langen.
Familie
Familie ist für mich Geborgenheit und der Ursprung von allem. Ich war das einzige Kind meiner Eltern und das einzige Enkelkind meiner Großeltern. Ich war also verwöhnt nach Strich und Faden. Meine Mutter hat mich unwahrscheinlich geliebt und mein Großvater war unwahrscheinlich stolz auf mich. Bei Familienfesten bin ich als 5-Jähriger auf einen Stuhl gehoben worden und habe mit Vorliebe Witze erzählt, die ich zwar nicht verstanden habe, aber mit denen ich die ganze Geburtstagsgesellschaft unterhalten habe.
Kindheit
Ich hatte eine unwahrscheinlich glückliche Kindheit. Ich bin in Langen in der Altstadt großgeworden, wo die einfachen Leute gelebt haben. Ich habe mich am liebsten alleine zuhause beschäftigt und gebastelt. Da meine Eltern gearbeitet haben, bin ich viel bei meiner Großmutter gewesen. Sie hat auch gerne gebastelt. Besonders wichtig war die Vorweihnachtszeit für mich. Da bin ich mit 50 Pfennig zum Bäcker geschickt worden und habe Lebkuchen gekauft, woraus wir das Hexenhaus nebst Hänsel und Gretel gebastelt haben, quasi den evangelischen Ersatz für die katholische Weihnachtskrippe.
Lieblingsspielzeug
Ich hatte eine alte Porzellanspardose in Häuschenform. Da waren Schwalben drauf und ein Spruch „Wer Freude zu schenken empfindet als Fest, den tragen die Schwalben des Glückes zu Nest.“ Ich war schon als Kind sehr nostalgisch und habe mich gerne mit alten Dingen beschäftigt. Ich habe die Langener Altstadt gleich mehrfach in großen Modellen mit Streichholzschachteln und Pappe nachgebaut: im Mittelalter, zur Goethezeit und zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Da sich die Modelle in der kleinen 2-Zimmerwohnung auf den Schränken gestapelt haben und wir Brennmaterial für den Waschkessel brauchten, hat meine Mutter hin und wieder die schicksalsschwere Frage gestellt: „Gerd, darf ich die Altstadt verbrenne?“
Schulzeit
Ich bin nicht gerne in die Schule gegangen. Ich habe mir das lieber selbst beigebracht. Mein Lieblingsfach war natürlich Heimatkunde. Hier wusste ich oft mehr als der Lehrer.
Gerd, darf ich die Altstadt verbrenne?
Leidenschaft für alte Geschichten und Gegenstände
Eine Nachbarin hat unwahrscheinlich spannende Geschichten von früher erzählt. Die habe ich aufgesaugt, wie ein Schwamm. Und ich habe natürlich auch unterm Tisch gesessen und die Ohren gespitzt, was die Erwachsenen sprachen. Und irgendwann haben sie vergessen, dass noch ein Kind unterm Tisch sitzt, und viele alte Geschichten erzählt.
Als 6-Jähriger habe ich angefangen Alltagsgegenstände zu sammeln. Mein erstes Stück war die Kaffeetasse der Oma Knöchel vom Haus gegenüber. Sie hatte auf dem Tellerbord diese Tasse stehen und die habe ich geliebt, heiß und innig. Nach eigentlich verbotenem Betteln hat sie mir die Tasse doch geschenkt. Ich dürfe nur niemals aus ihr trinken. Heute steht sie hier im Museum Otzberg.
Mit 12 Jahren bin ich mit dem Leiter des Museums in Dreieichenhein in Verbindung gekommen. Er hat gemerkt, dass ich mich sehr für alte Sachen interessiere und hat das getan, was unwahrscheinlich selten war in der Zeit: Er hat mich ernst genommen und mich nach allen Regeln der Kunst gefördert.
Ein guter Fundort für meine Sammlung war neben Flohmärkten und Antiquitätenhandel vor allem der Sperrmüll. So ist die Sammlung über Jahre gewachsen.
Berufsweg in Stichworten
Verwaltungslehre und später Jugendpfleger beim Landkreis Offenbach – 1966 Examen als Sozialarbeiter – 1970 Kreisjugendpfleger Landkreis Offenbach. 1972 Leiter der Jugend- und Altenpflege der Stadt Langen – 1977 Leitung der Kulturabteilung der Stadt Langen – 1988 Kulturamtsleiter Groß-Umstadt – 1990 Selbstständig als Museumsleiter.
Stationen als Volkskundler und Museumsleiter
1974-1984 Altes Rathaus Lengfeld, 1984-2009 Veste Otzberg, seit 1990 als ehrenamtlicher Stadtführer für Langen und Groß-Umstadt tätig, seit 2009 Museum für Odenwälder Volkskultur im Alten Rathaus Lengfeld.
Bücher lesen und schreiben
Ich lese sehr viel und beschäftige mich immer mit dem Leben in der Vergangenheit. Vor allem über Bräuche schreibe ich dann selbst Bücher, z. B. Märchen aus Hessen, Weihnachten im alten Hessen, Weihnachten bei der Familie Goethe, Neujahresbräuche in Hessen.
Ringelreih
Ein kleines, feines Heft, dem ich wünsche, dass es sich weiter so gut in Otzberg und Groß-Umstadt etabliert.