Felix, was ist das Besondere am HeichelbergHof?
Es ist ein Ort, an dem wir viel umdenken und umsetzen. Wir versuchen, so gut wie möglich mit der Natur zu leben und das auch für andere Menschen erfahrbar zu machen. Wir wollen, dass die Menschen die Verbindung zur Natur selbst spüren, weil es superschön und wichtig ist. Viele kennen das nicht. Wir haben zum Beispiel regelmäßig Mitmachtage. Hier ist jeder willkommen. Da säen, jäten oder pflanzen wir, je nachdem, was gerade saisonal ansteht. Danach picknicken wir hier zusammen in der Natur und feiern gemeinsam das Leben.
Die Natur genießen und dann zusammen das Leben feiern. Felix Heil
Du hast die letzten Jahre in der IT gearbeitet, aktuell noch in Teilzeit. Wie kamst du auf die Idee, den Hof deiner Eltern zu übernehmen?
Ich habe durch meine Kindheit hier auf dem Biobauernhof meiner Eltern schon immer die Verbundenheit zur Natur. Dann kam vor ein paar Jahren die Suche nach Sinn. Dabei habe ich festgestellt, dass ich in der Landwirtschaft viele Themen zum Klimaschutz auf einmal angehen kann. Zum Beispiel CO2 einsparen, eine gesunde Ernährung fördern. Wir haben ja zu Hause Land und Fläche, ich hatte nur vorher nie die richtigen Ideen.
Wie haben deine Eltern darauf reagiert?
Sie fanden es cool, dass wieder einer nach Hause kommt, weil meine Schwestern ja auch irgendwo in der Welt unterwegs sind (lacht). Sie unterstützen mich zu 100 Prozent.
Ihr betreibt euren Gemüse- und Obstanbau in Permakultur. Warum?
Weil Permakultur heißt, mit der Natur zu arbeiten und zu leben, nicht gegen sie. Also die natürliche Umgebung bestmöglich zu nutzen und nicht mehr Energie hineinzustecken, als man herausholt. Wir versuchen, zum Beispiel fast keine fossilen Ressourcen in unseren Gemüseanbau zu stecken. In der herkömmlichen Landwirtschaft wird viel Erdöl in Form von Dünger, Maschinen und Pestiziden eingebracht. Wir lassen den Boden stattdessen durchgängig bedeckt und mit Wurzeln durchzogen, um ihn in seinem natürlichen Gleichgewicht zu halten.
Können Gartenbesitzer durch Permakultur auch zu Hause im eigenen Garten etwas für den Klimaschutz tun?
Ja, ganz viel! Mitdenken, wo geht die Sonne auf? Wo sind dann gute Stellen für Beete? Überlegen, wo pflanze ich Hecken als Windschutz? Den Boden im Frühjahr nicht umgraben, das zerstört das Ökosystem. Stattdessen kann man die Beete mit Kompost bedecken, um die Bodenbakterien vor Licht und Starkregen zu schützen. Sie brauchen es dunkel und feucht, damit sie arbeiten können. Und natürlich: Keine Pestizide spritzen, stattdessen die Vögel fördern, die dann die Raupen oder die Larven wegfressen. Wichtig ist auch samenfestes Saatgut zu verwenden (keine F1-Hybride, die sich nicht mehr reproduzieren können). Samenfestes Saatgut bekommt man u. a. in Bioläden und Fachgeschäften.
Wie ist die Reaktion auf euer Gemüsekistenabo und euer Biogemüse im Hofladen?
Unsere Kisten für dieses Jahr sind ausgebucht. Auch der Zuspruch im Hofladen ist super. Die Leute wissen frisches Gemüse direkt hier vom Feld zu schätzen, wo es überhaupt keine Transportwege gibt. Sie wissen, wir spritzen nicht, und es ist immer mal was Besonderes dabei, was es im Supermarkt nicht gibt, denn wir haben aktuell über 60 Gemüsesorten. Letztens war eine Frau ganz glücklich über unser Stielmus, weil sie das noch aus ihrer Kindheit kannte.
Ihr habt auch einen Schul- und Lerngarten und bietet Kindergeburtstage auf dem HeichelbergHof an?
Ja, wir wollen Kindern ermöglichen, Natur zu erleben. Weil der Bezug dazu immer mehr verloren geht. Sie lernen dabei auch sehr viel über sich. Weil sie in der Natur alles machen können, ohne wie sonst dafür bewertet zu werden. Sie sammeln Wissen und praktische Erfahrungen: Wie kann ich mein eigenes Gemüse anbauen? Welche Funktion hat der Käfer in unserem Ökosystem? Schulklassen können hier ihr eigenes Beet bepflanzen, ernten und den Jahresrhythmus miterleben. Für Kindergeburtstage gibt es u.a. Naturschatzsuchen. Eine feste Feuerstelle wird grade noch angelegt. Hier sind wir wie bei allen unseren Projekten jederzeit offen für Ideen und Wünsche!
HeichelbergHof
Auf dem HeichelbergHof gibt es noch viel mehr zu erleben: zum Beispiel Mietäcker, ein Hofcafé, Apfelbaumpatenschaften. Wer mehr darüber wissen möchte, findet Infos unter www.heichelberghof.de.
HeichelbergHof
Bahnhofstr. 26
64823 Groß-Umstadt