Folgen der Negativsichtweise
Wohin das führt, ist uns allen eigentlich klar. Es entwickelt sich Frust bei unseren Kindern. Die negative Sichtweise führt zu einem geringen Selbstwertgefühl und dem ständigen Gefühl, nicht richtig zu sein – im schlimmsten Fall zu depressiven Störungen.
Individualität als Stärke erkennen
Gleichzeitig ebnet es den Weg weg von der Individualität unserer Kinder, hin zur Uniformität. Alle werden so lange trainiert, bis der gewünschte Stoff hängen geblieben ist. Eigene Gedanken und auch Wege zum Ziel sind in den allermeisten Fällen nicht gewünscht und werden häufig sogar unterdrückt. Dabei ist genau diese Individualität die Stärke unserer Kinder.
Veränderung durch neuen Blickwinkel
Die folgende Übung versetzt dich in die Lage, das Verhalten deines Kindes aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Sie hilft dir, die defizitorientierte Sichtweise abzulegen, um dein Kind anschließend dabei zu unterstützen, seine eigenen positiven Fähigkeiten und Charakterzüge zu erkennen und diese als Ressource für sich zu nutzen.
Situationen einen anderen Rahmen geben – Fokus auf Positives lenken
Die Methode heißt Reframing (NLP). Es geht hier darum, eine bestehende Situation oder eine Wahrnehmung anders zu bewerten. Oder, um im Wortlaut zu bleiben, zu reframen, d. h. ihr einen anderen Rahmen, eine andere Bedeutung zu geben.
Beispiel – die dreckigen Schuhe
Du kommst nach Hause und findest die schmutzigen Schuhe deiner Kinder vor. Du sagst: „Boah, wieder liegen hier tausende dreckige Schuhe im Flur!“ Wendest du hier die Methode des Reframings an, könntest du dieser Situation einen anderen Rahmen geben und sagen: „Sie haben sich draußen mal wieder so richtig ausgepowert!“
Übung zum Umdenken
Wie kannst du das jetzt aber auf die „Schwächen“ deines Kindes anwenden? Wie gelingt das Umdenken?
Hier habe ich eine tolle Übung für dich, die beim Umdenken unterstützen kann:
1
Schwächen erfassen
Notiere dir in einer Tabelle die „negativen“ Eigenschaften deines Kindes: Problemverhalten, Auffälligkeiten und Defizite, mit denen du täglich zu kämpfen hast und die dich belasten, z. B.
impulsiv, schüchtern, hyperaktiv, chaotisch, unkonzentriert
2
Schwächen in Stärken umwandeln
Formuliere diese „Schwächen“ nun um in „Stärken“ deines Kindes. Du wirst merken, dass du eine ganz neue Sichtweise auf das Verhalten und den Charakter deines Kindes bekommst und seine „Defizite“ akzeptieren lernst. Hierzu begib dich einmal in eine neutrale Beobachterposition und betrachte das Verhalten deines Kindes von außen. Versuche nicht zu bewerten, sondern einfach nur wahrzunehmen, was du siehst. Es ist allein deine Bewertung, die den Ausschlag gibt, ob du das Verhalten deines Kindes als Schwäche oder Stärke einordnest.
3
Veränderung wahrnehmen
Schau dir nun beide Seiten noch einmal an. Merkst du, wie sich das Bild deines Kindes für dich verändert? Sicher, oft wird uns diese Art der Sichtweise schwerfallen. Und im Alltag ist es auch für uns Eltern nicht immer leicht, ständig das Positive an dem Verhalten unserer Kinder zu sehen. Auch wir sind häufig schlichtweg gefangen in unseren Ängsten, Sorgen, unserer Wut und Verzweiflung. Aber du wirst merken: Je öfter du diese Übung machst und versuchst, den Situationen einen anderen Rahmen zu geben, desto besser wird es dir gelingen, die Schwächen deines Kindes zu akzeptieren.
Positiver Blick
Natürlich ist nicht immer alles „heile“ Welt und es darf auch Situationen geben, in denen dein Kind Grenzen erfährt und sich an gewisse Regeln halten muss. Worum es aber immer gehen sollte, ist, die Bewertung des Verhaltens deines Kindes immer wieder zu überdenken, dich nicht von der defizitorientierten Sichtweise überrollen zu lassen und mehr auf dein Bauchgefühl zu hören. Es steckt so viel Wunderbares in unseren Kindern – wir müssen es nur sehen.