Frau Siegel, was bedeutet eigentlich PEKiP?

PEKiP steht für „Prager Eltern Kind Programm“. Das pädagogische Konzept begleitet seit fast 50 Jahren junge Familien im ersten Lebensjahr der Babys. Gerade hier passiert so viel: Die Kinder lernen neue Bewegungen, üben Laute und erkunden ihre Umgebung. Viele Eltern wünschen sich Unterstützung, um ihre Babys besser begleiten zu können. Sie möchten ihnen die Chance auf die bestmögliche Entwicklung geben. Und das ist wichtig, denn die ersten Jahre sind die entscheidendste Zeit dafür.

© Ina Siegel

Wie unterstützt PEKiP Kind und Eltern?

Im Mittelpunkt der Kurse stehen ganz einfache Spiele in allen Formen. Mit ihnen wird die Entwicklung gefördert. Die Kinder lernen im Zusammensein mit anderen Gleichaltrigen. Und ganz wichtig: die Beziehung zwischen Eltern und ihrem Kind wird gestärkt. Die Mamas tauchen durch intensives Beobachten ihres Kindes in dessen Welt ein. So bekommen sie ein Gefühl dafür, was ihr Baby gerade lernt und braucht und auch, was für sie selbst gut ist. Das stärkt die Bindung.

Welche Themen sind besonders wichtig?

Es tauchen immer wieder solche Fragen auf: Muss mein Kind im eigenen Bett schlafen, weil das überall steht? Muss ich schon mit Brei füttern beginnen, weil es so empfohlen wird? Genau hier liegt mein Auftrag als PEKiP-Leiterin und meine Motivation. Ich möchte Mamas sensibel für ihr schreiendes Baby und die wichtige Bedeutung von Bindung machen, denn es gibt leider immer noch die Bücher auf dem Markt wie „Jedes Kind kann schlafen“. Mit einer unsicheren Bindung können Kinder im späteren Erwachsenenalter psychische Probleme wie Ängste oder geringes Selbstbewusstsein entwickeln.

© Ina Siegel

Wie läuft so ein PEKiP-Kurs ab?

Wir sehen uns wöchentlich für 90 Minuten. Dabei sind acht gleichaltrige Babys von der achten Lebenswoche bis zu einem Jahr mit ihren Mamas. Im Kurs ist die erste Bezugsperson, das kann natürlich auch der Papa sein, aber das ist eher selten, denn viele Mamas stillen ja auch. In diesem Jahr entstehen oft enge Freundschaften und ein gutes Netzwerk. Die erste Viertelstunde ist dazu da, die Kinder in Ruhe auszuziehen. Dabei wird oft schon viel erzählt: Dass Lenas Zahn endlich durch ist und Emil sich jetzt dreht. Es entsteht schnell Verbundenheit unter den Mamas. Sie wissen alle, wie sich anstrengende Nächte mit weinendem Baby anfühlen.

Sind die Babys denn immer ganz nackt?

Ja. Sie fühlen sich dann pudelwohl – bei wohlig warmen 25 Grad im Kursraum. Alleine über den Reiz des Hautkontaktes mit den Matten werden viele Entwicklungsschübe angeregt. In der ersten Stunde lassen wir die Windel aber noch an. Der ungewohnte Reiz könnte sonst überfordern. Und wenn eins der Babys Pipi macht – kein Problem. Wir haben hier einen Eimer mit Spüliwasser und Tüchern. Am Anfang ist da manchmal leichte Befangenheit zu spüren. Ich sage dann: ‚Komm, wir machen das gemeinsam‘, und helfe mit. Dann ist das ganz schnell überwunden.

Wenn die Babys noch ganz klein sind, zeigt die Mama ihrem Kind zum Beispiel einen roten Ball …

Was wird in dem Kurs gemacht?

Zuerst spielen oder singen wir. Wenn die Babys noch ganz klein sind, zeigt die Mama ihrem Kind zum Beispiel einen roten Ball, den sie in 20 cm Abstand langsam nach rechts und links bewegt. Dabei schaut sie, ob ihr Baby die Bewegung mit den Augen verfolgen kann. Manchmal sehe ich dabei, dass eine Seite blockiert ist und Physio vielleicht hilfreich wäre. Interaktion unter den älteren Babys entsteht oft, wenn sie sich für das gleiche Spielzeug interessieren: Lena hat den Suppenlöffel, Paul nimmt ihn sich. Die Mamas schauen, wie es Lena damit geht. Weint sie, muss Paul den Löffel hergeben. Geht es ihr aber gar nicht schlecht damit, entsteht vielleicht ein neues Spiel: Wie bekomme ich den Löffel zurück? So lernen Babys und Mamas, flexibel zu reagieren.

Sind die Spielanregungen auch zu Hause gut machbar?

Ja, auf jeden Fall! Das gemeinsame aufmerksame Spielen und Beobachten mit allen Sinnen ist zu Hause genauso möglich! Ein in den Schneebesen gesteckter Tischtennisball ist zum Beispiel eine tolle Rassel, und das hat fast jeder zuhause. Über das Greifen und Ablutschen wird der Tastsinn angesprochen. Zu Hause lassen sich auch gut aus Matratzen schiefe Ebenen als Motorik-Anregung aufbauen. Da lässt sich prima runterrollen, drüber krabbeln oder darunter durchklettern.

Die Elternakademie am GZO in Erbach bietet montags und freitags vormittags PEKiP-Kurse an.

Anmeldung unter:
PEKiP.Erbach@gmail.com

Weitere Infos zum Angebot der Elternakademie unter:
Tel. 06062 79-6500 oder Elternakademie@GZ-Odw.de